Sommer 2015
Gerade erst aufgestanden. Ist immerhin erst um 10Uhr am Samstag. Aber schon scheint was los zu sein in dieser Stadt. Auf dem Platz am Stadtbrunnen (so heißt er heute – die Cottbuser werden noch in 20 Jahren „Heron-Platz“ sagen) tummeln sich die Menschen. Kinder rennen um ihre schon seit mehreren Stunden wachen Eltern. Aus einem kleinen Imbisswagen wird deutlich mehr Kaffee als Bier verkauft. Unter den Linden erklingen verstärkte Klänge. Eine Band spielt gut gelaunt. Es sind Paula Lys & Los Testamentos.
Frank „Schmidte“ Schmidt am Bass
Hobbyfotografen nutzen das sommerliche Licht. Journalisten sind auch dort. Es ist was los. Es gibt etwas zu berichten. „Guten Morgen Cottbus“, eine aus Eberswalde entliehene Veranstaltungsidee findet hier statt. Jeden Samstagmorgen spielen sie auf: Bands, Chöre, sogar Orchester. Es gibt auch artistische Vorführungen, Lesungen und alles, was man sonst noch in einer Stunde open Air zeigen und zum Besten geben kann. Damit soll die Innenstadt belebt werden, erklärt mir der cottbuser Tausendsassa Benjamin Andriske und ist schon wieder weg. Er muss bestimmt etwas erledigen, organisieren, aufschreiben oder rasch noch eine Initiative oder einen Verein gründen (wir werden wohl noch öfter von ihm lesen dürfen).
Benjamin Andriske in Arbeitskleidung
Geld kostet „Guten Morgen Cottbus“ keines. Zumindest den Besuchern nicht. Auch die meist regionalen Akteure kommen häufig für einen schmalen Taler oder um etwas Werbung für ihre Konzerte, Auftritte oder CD´s zu machen. Benjamin kann sehr charmant und überzeugend sein.
Und doch muss Technik besorgt, müssen Flyer gedruckt werden. Deshalb sind die Cottbuser und die Besucher der Stadt nun, 2016, aufgerufen in eine Startnext-Kampagne zu investieren. Ein paar Euros für eine Aktion, die nur ein junger Geist erdenken kann. „Guten Morgen Cottbus“ ist mehr als eine kurzfristige Aktion bei der ein messbarer Effekt für Gewerbetreibende geschaffen wird. Hier wird Stadtmarketing ohne Stadtspitze betrieben. Hier wird in die Zukunft investiert. Es ist fast so etwas wie ein Act Of Kindness: „Hier! Ich gebe euch kostenlos etwas zum Erleben. Und wenn ihr schon einmal hier seid, schaut euch meine Stadt an und geht noch etwas essen. Ist doch schön hier, oder?“ Nur über drei Ecken profitiert „Ben“ selbst davon- oder vielmehr eine weitere seiner Initiativen. Der Cottbuser Turmverein e.V. öffnet die Türen zum „Dicken“, dem Spremberger Turm, und bewahrt so ein weiteres Cottbuser Wahrzeichen und wichtiges touristisches Ziel in der Innenstadt. Wer Ben nicht kennt wird erstaunt sein über so viel Selbstlosigkeit. Wer ihn kennt, weiß, er macht´s für „sein“ Cottbus.
