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Ein
irrer Garten

7. Juni 2016 |
Prima Wetter CB c) Alex Schirmer-1

(Bitte beim Lesen hören:)


„Wenn es das letzte Drittel nicht nur bergauf gegangen wäre…“ Recke erzählt uns gerade von seinem 3. Platz beim Halbmarathon in Görlitz. Wir sind schwer beeindruckt, zumal auch wir die Hitze spüren. Doch hier, im neuem Prima Wetter (oder Irrgarten oder Irrer Garten….wasweißdennich) lässt es sich aushalten. Ein dubbiger House plempert über das Gelände, die Menschen haben Sonnenbrillen auf und Kinder dabei. Wir teilen uns etwas Schatten am zentralen Pagodenzelt. Alek S mischt den Soundtrack für einen sommerlichen Sonntag-Nachmittag. Hier lässt es sich aushalten.

Als das ehemalige Haus der Armee, welches dem bisherigen Prima Wetter Heimat bot, verkauft wurde, musste man umziehen. Weit war der Weg nicht. Gleich gegenüber, in einer seit dem letzten Jahr ebenfalls verkauften und deshalb auch verlassenen Kleingartenkolonie herrscht nun wieder Prima Wetter. Was für eine Kulisse! Die ehemaligen Lauben sind ausgeräumt, Vandalen zum Opfer gefallen oder einfach abgerissen worden. Die Gärten wuchern vor sich hin und schaffen eine tolle „The Walking Dead“-Atmosphäre. Dicke Kirschbäume werden gut tragen in diesem Jahr, die niedrigen Zäune kaum jemanden vom Mundraub abhalten. Nur vereinzelt wurde bereits Gras gemäht- hier und da möchte sich wohl jemand verwirklichen und hat schon eine Hütte okkupiert. Der Cottbuser Künstler Glönn ist so einer. „Seine“ Laube wird wohl von aussen und innen mit bunten Monstern verziert. Beeilt euch! möchte man rufen. Denn in dreieinhalb Monaten ist hier wieder Schluss und die Planierraupen kommen. Deshalb wird auch viel improvisiert. Kaum etwas ist als dauerhafte Lösung gedacht. Das ehemalige Vereinshaus wurde provisorisch zur Bar umfunktioniert aus deren Fenster heraus Paul Bier verkauft. Sitzgelegenheiten bestehen aus Paletten und Hinterlassenschaften der ehemaligen Bewohner. Vielleicht kann man deshalb mit einem Lächeln auf den gestrigen Tag zurückblicken, den Tag der Eröffnung.

„Die haben uns fast die Bude auseinander genommen,“ lacht Phillip Gärtner, der Initiator der Übernahme und Chef vom Ganzen. Als das Campus-Fest um 1 Uhr beendet wurde, strömten die Studenten ins Prima Wetter. Ein Ansturm, dem man kaum Herr wurde. Einige Möbelstücke gingen kaputt („Welche Idioten setzen sich zu viert auf eine Tischtennisplatte?“), doch die Stimmung war ausgelassen. Die Musik lief bis zum nächsten Morgen um 9Uhr. Selbst die Polizei übte sich in Zurückhaltung. Zwei Beamte kamen gut gelaunt mal schauen, erzählt man mir. Einzig die Lautstärke der Musik muss noch nachbarschaftsfreundlich austariert werden. Dafür gibt es auf der Seite des Prima Wetter eine Telefonnummer (0172 6363637), die man in einem solchen Fall anrufen kann. Schließlich will man es sich nicht mit den Anwohnern verscherzen. Auch in drei Monaten nicht.

So kann junges Leben in einer Stadt wie Cottbus aussehen. So werden Studenten überzeugt, dass etwas in Cotte geht, dass man hier Spaß haben und alternatives Leben genießen kann, ohne anderthalb Stunden mit dem Zug unterwegs zu sein. Auf dem Heimweg freue ich mich ein bisschen, dass zu meiner Wohnung kein Garten gehört. So kann ich mehr Zeit unter den Kirschbäumen im Prima Wetter verbringen.

Update: Es gibt jetzt wieder eine professionelle Tischtennisplatte. Yay! Ich liebe Tischtennis!