Allgemein Foto Kunst & Kultur

Von Makro-Planeten
und Morgentau

26. Juli 2016 |
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Ja, die Ausstellung hängt schon. Nein, offiziell ist sie noch nicht eröffnet, auch wenn jeder die Bilder sehen kann, der sich die hölzernen Stufen den Spremberger Turm hinauf traut. Warum? Rudi wartet auf seine Familie. Sein Sohn ist mit Frau und Enkeltochter noch im Urlaub. Sie sollen schon dabei sein bei diesem wichtigen Schritt im Leben eines jeden Fotobegeisterten: die erste Ausstellung.

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„Rudi“ heißt eigentlich Werner Rudek und ist Hobbyfotograf. Seit einer „Auszeit“, die ihm zum monatelangen fast-Nichtstun verurteilte, interessiert sich der Cottbuser für das Einfrieren der Zeit. Und das tut er mit einer Hingabe und Geduld, die nur verrückte Hobbybastler und wirklich passionierte Menschen kennen. Mit dem Makro-Objektiv ist er schon kurz nach Sonnenaufgang unterwegs, um Tautropfen einzufangen. Sein Blick „zoomt“ vom Landschaftspanorama ins kleinste Detail. Den aufmerksamen Augen von „Rudi“ scheint nichts zu entgehen. Seine Hingabe endet nicht an der eigenen Wohnungstür.
Stolz zeigt er mir seine selbstentworfene „geheime“ Vorrichtung, die es ihm ermöglicht, farbige Tropfen in genau dem Zeitpunkt festzuhalten, in dem sie auf der Oberfläche einer Flüssigkeit auftreffen. So entstehen Bilder, die Bewegungen einfangen und manchmal gänzlich von einer anderen Welt zu sein scheinen. Fast unbearbeitet. „Nur hier und da mit so einem Programm hier…“ wird etwas nachbearbeitet, ansonsten ist alles Handarbeit. Wie dickflüssig darf die Farbe sein, damit die Tropfen die richtige Größe haben? Wo stelle ich die Blitzlichter auf, um genügend Licht, aber keine unerwünschten Reflexionen zu haben? Ein Moment, der schneller als ein Blinzeln vorüber ist, soll eingefangen werden. Und das gelingt Rudi. So gut, dass er es ausstellen muss. „Was bringt es denn, wenn man Fotos nur macht, um sie auf der Festplatte zu speichern? Man muss sie doch auch zeigen!“ Fast scheint es, als möchte er diese Offenheit und Extrovertiertheit erklären. Ein Verhalten, wie ich es häufig bei anderen Fotografen und bei mir selbst beobachte. Jetzt beobachte ich Planeten, die in einem All aus Farbe und Farbverläufen zu schweben scheinen. Landschaften, die Dali auf LSD sich nicht hätte ausdenken können. Skulpturen, die nur ein Glasbläser mit Schluckauf hinbekommt. Eine tolle Ausstellung!
Übrigens gab es doch keine große Ausstellungseröffnung, aber einen Besuch und eine Führung mit der ganzen Familie im Spremberger Turm. Der Enkelsohn (4) Antonio hat letztens sein erstes Foto gemacht. Es ist gelungen!

Die Ausstellung ist vom 09.07.2016 bis zum 08.09.2016 im Cottbuser Wahrzeichen, dem Spremberger Turm, zu sehen. Geöffnet täglich von Montag bis Sonntag von 10-18 Uhr und Donnerstag bis Samstag von 10-20 Uhr.Erwachsene zahlen 2 Euro, dürfen aber gern mehr geben 😉 Der Cottbuser Turmverein e.V. freut sich über jede Unterstützung.