Sport

Markus,
ich hasse Dich!

6. April 2016 |
crossfitty-1
„Markus, ich hasse dich! Markus, ich hasse dich“

Zu komplexeren Gedanken bin ich gerade nicht mehr fähig. Der Rest der Hirnzellen, den ich nicht für mein Mantra benötige, geht gemütlich ein isotonisches Getränk trinken und schaut sich von weitem mein Martyrium an. Geblieben ist das Schmerzzentrum und: „Markus, ich hasse dich! Markus, ich hasse dich!“. Dabei ist nicht einmal klar, welchem Markus ich es zu verdanken habe, dass ich mir hier beim Crossfit freiwillig Schmerzen zufüge. Drei sind insgesamt daran beteiligt. Zwei Markus´, die ich Euch auf diesem Blog noch näher vorstellen werde und einer als Trainer. Die ersten beiden Markus´ (Hillegaart und Natusch) haben mich überredet hierher zu kommen. Zum Crossfit. Natürlich ist mir das mühsam versteckte, dreckige Grinsen der beiden aufgefallen und natürlich habe ich schon von diesem Sport gehört. Ich hab trotzdem zugesagt.

Wikipedia schreibt:
CrossFit-Trainingseinheiten dauern rund eine Stunde und bestehen aus:

• Aufwärmen (Warm-up),
• Fertigkeitstraining (Skill development) ggf. verbunden mit Kraftübungen,
• einem zehn- bis zwanzigminütigen Hochintensitätstraining (Conditioning),
• Stretching.

Das Kernstück jeder Einheit ist die mit sehr hoher Intensität ausgeführte Durchführung der Trainingsübungen (Conditioning). Trainingseinheiten werden von CrossFit-zertifizierten Trainern selbst zusammengestellt oder werden auf der CrossFit-Website veröffentlicht.[15] Dazu gehören auch eine Reihe von standardisierten Trainingseinheiten, die als Benchmark für die Messung des Trainingsfortschritts verwendet werden und Frauenvornamen tragen, beispielsweise:

• Cindy: 5 Klimmzüge, 10 Liegestützen, 15 Kniebeugen; so viele Runden wie möglich in 20 Minuten
• Fran: Thruster (Kniebeuge und 95-Pfund-Hanteln über den Kopf stemmen) und Klimmzüge; 21/15/9 Wiederholungen in möglichst kurzer Zeit

Trainer-Markus (Bukowski) trägt kurze Hosen über seinen tätowierten Waden, einen roten Pullover (er schwitzt nicht!) über einem breiten Brustkorb und ein überraschend freundliches Gesicht mit Brille und ohne Haaren darüber. Er sieht von der Statur ein bisschen aus als hätte man eine Menschenhaut mit Melonen ausgestopft. Breite Brust, athletisch, aber eben nicht der Pumper-Typ mit dicken Adern. Ich sehe eigentlich aus wie die Menschenhaut ohne Füllung: dünne Arme, dünne Beine, dünnes Haar. Die Gruppe, die sich hier versammelt hat ist gut gemischt. Von schon fit aussehenden 30+ (und ++) Herren bis hin zu einigen Mädels im selben Alter und darunter, die mich leistungstechnisch allesamt nackig machen. Ich habe vorher meine große Schnauze gehalten, fühle aber doch deutlich mein Ego schrumpfen. Vor allem da wir jetzt im Conditioning in kleinen Teams arbeiten und ich beim Liegestütz den „Stütz“ nicht mehr hinbekomme. Heißt: ich bleibe liegen. Wir sind bei der zweiten oder dritten Übung. Ich zähle nicht mit. Auch die Wiederholungen nicht, da auch diese Kraft in die Gliedmaßen gewandert ist. Hoffentlich zählt irgendein Markus mit.

„Gnnnn! Marrrrrrrkus!!“

Ich drücke mich hoch. Es war die letzte Einheit. Der Schweiß läuft mir im Strömen. Zwischendurch musste ich bereits kurz um eine Pause bitten, weil mein Mageninhalt… lassen wir das. Jetzt klatsche ich mich mit meinen Teammitgliedern ab. Die Damen sind schon lange fertig und versuchen sich ihr Mitleid nicht anmerken zu lassen. Ich bin fertig. Fix und fertig. Habe in einer Stunde Training (davon war der zeitliche Großteil Aufwärmen und „nur“ 20 Minuten intensives Training) mehr Muskeln angeregt als in den Jahren zuvor. Als Schreibtischhengst, der nur gelegentlich mal joggen war, merke ich jetzt Muskeln, deren Existenz mir nicht bewusst war. Ich freue mich auf den Muskelkater. Wirklich. Wann habe ich mich das letzte Mal so gespürt? Bin so an meine Grenzen gekommen und habe sie vielleicht sogar um eine Fußspitze verrückt. Trainer-Markus bittet um meine Telefonnummer und um ein Feedback. Das war die Probestunde. Der Kurs kostet was um die 60 EUR/mon. Ein bisschen happig vielleicht, dafür ist die Runde angenehm klein, Trainer-Markus nimmt sich die Zeit für seine Trainees, ist immer vor Ort (falls es einem mal zwischen den ein bis zwei Trainingseinheiten pro Woche jucken sollte) und auch ein guter Berater, was einen gesunden Lifestyle und Ernährung betrifft. Ja, eine Fitnessstudio-Karte ist günstiger. Aber diese beiden Sachen sind so gut wie nicht zu vergleichen. Ich zumindest kann es nicht. Dafür brauche ich noch ein wenig mehr Einsätze. Und das ist Fakt: ich bin fest entschlossen wieder hinzugehen. Ich bin mit Markus versöhnt. Mit jedem.

Heute, einen Tag später, spüre ich jede Muskelfaser in meinem Körper. Es ist noch nicht der Muskelkater, der mir wahrscheinlich morgen seine Krallen zeigen wird, sondern ein echtes, tiefes Körperempfinden. Ich freue mich auf den Sommer, den Strand und mein Netz-Muskelshirt (warum eigentlich nicht, eh?!).