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Ein Popper fotografiert Metalheads

20. August 2016 |
Angelika

Immer wieder poppten (höhö) in der letzten Zeit professionelle Fotos von Metal-Fans in meiner Timeline auf. Meist abgelichtet in ihrer privaten Umgebung, mit Dingen, die ihnen wichtig zu sein scheinen. Niemand macht die „Pommesgabel“, niemand versucht besonders böse zu gucken. Einige der Metalheads kenne ich persönlich, deshalb wurde ich neugierig und stieß schnell auf den Blog von Popper. Popper ist Fotograf aus Guben und machte es sich zur Aufgabe „Gesichter einer Szene“ einzufangen und ihre Geschichten aufzuschreiben. Ich wollte ihn also kennenlernen und habe um ein Interview gebeten. Und weil ich manchmal unglaublich faul bin, hau ich den Thread hier 1 zu 1 rein. Mit allen Rechtschreibfehlern und so. Gern geschehen.

cdwl:
Hey! Bin gerade auf deine Fotos gestoßen. Schönes Projekt und tolles Auge hast du da. Ich würde für meinen Blog cdwl.de gern ein Interview mit dir führen und ein paar deiner Pics zeigen. Passt dir das?
Am besten wir machen das schriftlich und am besten (wegen zeitmangel und so) hier auf Facebook in den PN´s. Sagste?

popper:
Grüß dich Alex, geil, werde ich jetzt fame?! Ja, klar, ich bin dabei. Hier auf FB ist ok, allerdings benutze ich es nur vom Desktop aus, heißt ich antworte unter der Woche immer erst so ab 18 Uhr, am WE relativ zeitnah. Ich freu mich!

Sind nur ein paar Fragen und wir haben ja massig Zeit dafür.
Ich muss mal rasch nach hause, aber die erste kannst du schon mal beantworten:
Was war der Schlüsselmoment als du mitbekommen hast, dass du Fotograf sein/werden willst?

ok. Das hat sicher etwas mit Musik zu tun. Ich bin ein Musikfreak und war seit Ende der 90er Jahre der Shouter der Gubener Thrash Band Scram (R.I.P.). Wenn wir zu Konzerten unterwegs waren, war eben immer massig Zeit, die totgeschlagen werden wollte und ich fing irgendwann an zu fotografieren. Daraus wurde eine Leidenschaft, an der ich, neben all dem Spaß daran, aber auch hart gearbeitet habe. Meine Fähigkeiten wuchsen und ich wurde ganz für mich selbst Konzertfotograf. Damit hat’s angefangen

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Was ist dir an deinen Bildern wichtig? Was muss, im Idealfall, das Foto rüberbringen?

hm, worauf bezieht sich diese Frage, auf die Serie „Gesichter einer Szene“?

Allgemein. Zur Serie kommen wir gleich.

was sich vielleicht quer durch alle Arten der Fotos zieht die ich mache, ob Konzert, Portrait oder Landschaft, ist mein Wunsch damit Emotionen zu wecken. Daneben lege ich auch wert auf technisch gute Fotos, was freilich nicht immer gelingt. Ein Foto kann technisch perfekt sein, aber dennoch kaum Emotionen wecken. Mein Idealfall wäre beides in einem Foto zu erreichen.

Wer war das erste „Gesicht einer Szene“?

mein ältester Sohn, heute 22. Er gründete seine Band Tormentor mit 13. Ihn als ersten zu nehmen lag nahe, denn ich kenne ihn gut, so konnte ich ohne nervös zu sein meine Bildidee umsetzen.


Mittlerweile sind schon einige Fotos zusammengekommen. Zeichnet sich für dich ein Gesamtbild ab oder ist das Projekt eher eine Abbildung von Individualisten?

ganz klar ist das Projekt eine Geschichte, die als Ganzes funktioniert. Natürlich sind die porträtierten Menschen jeder für sich einzigartig, jedoch, ist da diese Schnittmenge, die der Musik. Genauer der Heavy Metal Musik mit all seinen Stilarten. Egal was jemand gesellschaftlich darstellt, durch diese Liebe zur Musik, ist es, als kennst du dein Gegenüber. Man tauscht sich über Platten und Konzerte aus und entdeckt unheimlich schnell Gemeinsamkeiten, Dinge die man zusammen zeitgleich erlebt hat, obwohl man sich da noch nicht kannte.

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Ich habe die Metalszene immer als eine der sympathischsten Szenen überhaupt kennen gelernt. Dabei gibt es dann diese große Diskrepanz: böse aussehen aber voll knorke sein. Du verzichtest in deinen Bildern auf typische Grimassen, Handzeichen, Blut und Pentagramme. Steckt da mehr dahinter als der Wunsch, nicht das tausendste Dio Lookalike zu machen?

Ja, ich möchte die Porträtierten gern natürlich darstellen. Als Metal Fans sind sie dennoch zu erkennen, sie haben in der Regel schwarze Klamotten an und ein Shirt einer Lieblingsband, dazu kommen lange Haare, Bärte, Armbänder und Accessoires. Auch bei den meisten Orten, wo fotografiert wird, gibt es Hinweise, dass es sich um Metal Fans handelt. Ich sage den Leuten immer, ihr könnt gern lachen oder lächeln, müsst ihr aber nicht.

Welches deiner Metal-Modelle hat es dir besonders angetan? Welche Geschichte besonders beeindruckt?

gerade, wenn ich diejenige oder denjenigen noch gar nicht vorher kannte, war es meist auch sehr spannend. Theresa (no.16), war zB. so ein Shooting was echt strange war, und wo wir beide das Gefühl hatten uns schon zu kennen. Ebenfalls sehr interessant war erst gestern die Cottbuser Künstlerin Angelika Jaunich, die mit ihren 63 Jahren schon wegen ihres hohen Alters, viel erlebt und zu erzählen hatte.

Was passiert mit diesen Bildern? Planst du eine Ausstellung?

Zunächst einmal landen alle Fotos und die Storys hinter den Menschen in meinem Blog. Ich spiele mit dem Gedanken ein Buch zu machen, wobei Umfang und Finanzierung derzeit sehr wage sind. Eine Austellung wäre sicher eine feine Sache, dazu müsste aber wohl jemand auf mich zukommen, willkommen wäre so etwas schon bei mir.

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Es wäre doch gelacht, wenn wir da nicht etwas hinbekommen würden. Ich halte die Ohren offen. Die ein oder andere Galerie kenne ich ja auch. Und was das Buch betrifft: Ein crowdfunding-Projekt sollte das doch doppelt und dreifach stemmen. Bleiben wir einfach in Kontakt. Ich bin mir sicher, dass man von dir noch einiges hören wird. Vielleicht sieht man sich demnächst bei dem ein oder anderen Konzert. Danke für das Interview.

ich habe zu danken. Jepp, bleiben wir in Kontakt, das würde mich freuen.

Wer Popper kennenlernen will, wird ihn bestimmt beim Neisse Metal Meeting am 24. September in Guben kennenlernen. Hier spielt auch die Cottbuser Band Arroganz, von denen die einzige Metal-Platte in meinem Schrank stammt. Ich bin wahrlich kein Metalhead aber finde diese Szene so unglaublich faszinierend. Nirgends sonst findet man so sympathische und liebenswürdige Menschen, die so hart versuchen gefährlich auszusehen. Das ist wie mit einem Rudel Dobermänner kuscheln… nur lauter.