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Ein Fleischfresser auf dem 1. Veganen Cottbuser Straßenfest

1. Juni 2016 |
Veganes Straßenfest c) Alex Schirmer-23

Es war schon am Mittwoch abzusehen, dass dieses Fest ein Erfolg wird. Durch den „Mutti-Buschfunk“ (gemeinsames Herumtreiben und Quatschen mit Kinderwagen) sprach sich schon rum: es kommt der ganze Freundeskreis zum 1. Veganen Straßenfest in die Papitzer Straße.

Veganes Leben ist gerade in, ist gerade (höhö) in aller Munde. Jeder, dessen Lieblingsband endlich den Durchbruch schafft und nun auch von 14jährigen Mädchen im Schulbus gehört wird, weiß, wie sich eingefleischte (ich hör jetzt auf) Veganer fühlen. Es gibt hier aber keine „ich war ja schon Veganer bevor es cool wurde“-Sprüche, es gibt keine militanten Sprüche, es gibt auch keine vegane Polizei, die dich festnimmt, wenn Bratwurstreste in deinem Bart gefunden werden. Eher die Fleischfresser sind diejenigen, die auch beim Blick über hunderte Menschen, leckere Seitan-Burger und Chili sin Carne ein, wenn auch geflüstertes, „Alles Quatsch“ von sich geben. Aber es gab auch Gummireifen-Gegner, die vor hunderten Jahren die Erfindung des Pneus verteufelten.

Ich für meinen Teil freue mich über die vielen, vielen Menschen, die dem Aufruf des Muggefug e.V. gefolgt sind. Das beweist doch, dass dem Thema nicht mehr nur mit Ablehnung sondern mit Neugierde begegnet wird. Wenn sogar die Klum sich vegetarische Katjes zwischen die Zehen steckt kann man schon davon sprechen, dass eine fleischlose Ernährung in der Mitte der Gesellschaft angekommen ist. Ich will mir einen Pullover kaufen. „Fuck Tradition“ steht darauf. Vorn ist ein „Go vegan“-Schriftzug zu lesen. Jetzt bin ich mir doch unsicher und wappne mich für eine Grundsatzdiskussion.
„Ich bin ja kein Veganer. Ich finde das heuchlerisch, wenn ich als Fleischesser solch einen Pullover tragen würde.“
„Och!“ macht der Verkäufer „Sieh es doch als Ansporn. Immer wenn du ihn anziehst, denkst du über deine Ernährung nach.“
Das klingt irgendwie gut und ich kaufe das Teil. Ausserdem melde ich uns für eine „Vegane Woche“ an. Man bekommt täglich einen Newsletter mit Tipps und Rezepten. Toll, das probieren wir auch mal. Milch kommt sowieso selten auf den Tisch. Eher wird der Verzicht auf Käse und Eier schwierig, aber warum nicht mal ernährungstechnische Herausforderungen wagen? Fleisch kommt bei uns auch eher selten in die Pfanne. Meine Frau ist Vegetarierin und ich esse so wenig Wurst und Fleisch, dass ich mir gern Bio-Fleisch leiste. Auch die Kurze kriegt kein Tier. Jetzt sowieso nicht und später….? Das Gespräch haben meine Frau und ich noch nicht geführt. Hier, auf der Decke neben dem zentralen Zelt mit Bühne ist es dafür glücklicherweise auch zu laut. Gerade spielen „Mardi“ eine tolle Version des Canned Heat Klassikers „Going Up The Country“. Ein Pärchen tanzt sogar dazu. Fast kann die Band auch das Scheppern von überdimensionalen Lego-Steinen übertönen. Kleine Bauherren und -herrinnen (ist das p.c.?) bauen auf und reißen ein. Ein riesen Spaß der, das muss man erwähnen, vom PiPaPo-Indoorspielplatz zur Verfügung gestellt wurde. Genau wie die Hüpfburg, die nicht gänzlich von aussen eingesehen werden kann und sich deshalb herrlich fürs Haare-Ziehen und Knuffen ausserhalb des elterlichen Sichtbereiches eignet. Das Kinderschreien und -juchzen wird zum Soundtrack des Tages.

Gallerie:

Man kann den Jungs und Mädels vom Muggefug e.V. nur zu dieser tollen Idee gratulieren. Vor allem zu der gelungenen Mischung aus Informations- und Essenständen. Da freut man sich schon auf das Hoffest Anfang Juli und besonders auf das „Stuss am Fluss“-Festival Mitte Juli.