Wir!

Über Cottbus bloggen?

Mein neuer Arbeitsweg führt mich einmal quer durch die Innenstadt von Cottbus. Vorbei am Spremberger Turm, durch die gleichnamige Einkaufsstraße, die sich zum Altmarkt hin öffnet, welcher noch ein Parkplatz war, als ich vor über 15 Jahren hierher zog. Damals kam ich blauäugig in eine Stadt, deren Name nur 100km entfernt immer mit einem skeptischen bis angewiderten Gesichtsausdruck ausgesprochen wurde. „Cottbus?! Da willste hin?“

Ich wollte nicht, ich musste. Und war angenehm überrascht, was für eine Stadt sich hier bot. Natürlich war die halbwegs historische Innenstadt von Plattenbauten umgeben, welche wiederum nur von Tagebau umgeben zu sein schienen. Eine vierspurige „Autobahn“ führte einmal quer durch das Zentrum und dass auch hier noch keine Landschaften blühten, war selbst meinem gerade so post-jugendlichen Verstand klar. Aber sie trieben schon Knospen und schnell war für mich klar: „Hier will ich nicht nur hin. Hier will ich bleiben.“

Meine Schulkameraden und Jugendfreunde gingen nach Berlin, Dortmund, Köln. Ich blieb in Cottbus. Genoss die urbane Provinzialität und liebte den Umstand, dass man hier mit hochgekrempelten Ärmeln und etwas Spucke wirklich etwas bewegen konnte- und kann. Mein (Lebens-)Weg führte mich also über Umwege zu einer Agentur namens pool production, wo ich auf Gleichgesinnte traf. Menschen, die erkannt haben, dass diese Stadt als Edelstein gerade einen Schliff bekommt. Die hier mehr sehen als märkische Einöden, eingewanderte Wolfsrudel und Nazis. Wir arbeiten gemeinsam an Projekten, hinter denen wir stehen können. Natürlich geht es auch um Geld, aber eben nicht nur. Meine Kollegen und Chefs ermöglichen mir etwas, was wohl viele Arbeitgeber zum Kopfschütteln bringt: Selbstverwirklichung und einen eigenen Blog zu gestalten, welcher mithilfe meiner Kollegen und Gastautoren einen intimen Blick auf Cottbus wirft und zeigt, wie knackig die alte Dame noch unter ihrem Fummel ist. Wir werden der Welt – Dir – zeigen, was unsere Stadt ist.

Bevor die Frage nach Eigenwerbung und der Authentizität oder dem Verlust der selbigen aufkommt: Natürlich werden hier auch(!) Projekte von pool production beschrieben, wird die Arbeit hinter den Kulissen zu Events und Kampagnen beschrieben. Aber warum auch nicht? Das ist mein Leben, mein Wirken, meine Meinung. Nehmen wir zum Beispiel den Fürsten Pückler, die wahrscheinlich coolste historische Person, die ich „kenne“. Ein Mann mit Abenteuerlust, Erfindungsreichtum und Sinn für das Ästhetische. Ein Vorbild für mich, seitdem ich das erste biografische Buch über ihn gelesen habe. Wie könnte ich also nicht hinter einem Projekt wie dem Gartenfestival in Branitz stehen, welches zum Ziel hat, den Fürsten als Identifikationsfigur, als einmaliges Aushängeschild für Cottbus zu etablieren? Welches versucht im pücklerschen Sinne zu handeln und die fürstlichen Standards hoch zu halten? Oder wie könnte ich nicht hinter der umfassenden Öffentlichkeits-Kampagne, die eine gesunde Diskussionskultur in der Flüchtlingsfrage fordert und fördert, stehen? Wir versuchen über unsere Arbeit auch diese Stadt bekannter und (ja, wir glauben daran) besser zu machen.

Wir möchten über schöne Dinge aus der Stadt schreiben, berichten, podcasten. Ich habe die Fotografie für mich entdeckt und werde auch visuell einen Blick auf „Cotte“ ermöglichen. Vielleicht kann sogar ein kleiner Podcast entstehen in dem Bürger dieser Stadt vorgestellt werden. Was daraus wird, wissen wir noch nicht. Aber das ist ja häufig die Voraussetzung für etwas Gutes.

Viel Spaß beim Lesen (& Sehen, Hören, Erleben…),

Dein Alex „Pop“ Schirmer